Das Phantom von Schreckenstein by Hassencamp Oliver

Das Phantom von Schreckenstein by Hassencamp Oliver

Autor:Hassencamp, Oliver [Hassencamp, Oliver]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-25T16:00:00+00:00


In der letzten Unterrichtsstunde vor dem Mittagessen spitzten die Unkonzentrierten ihre Ohren. Was war das? Ein merkwürdiges Geräusch breitete sich aus. Es kroch in alle Klassenzimmer. Anfangs ein Zirpen oder Piepsen, dann wurde es irgendwie melodisch, je näher es kam. Eine seltsame, ungewohnte Melodik, hoch und tief zugleich, wobei der tiefe Ton liegen blieb, als halte ein Organist ein Baßpedal mit dem Fuß gedrückt. Der obere Ton dagegen hüpfte munter herum.

Aller Lerneifer brach zusammen, Ritter und Lehrer lauschten gleichermaßen. Manche dachten an Theobald, andere vermuteten die Hühner am Werk, blies da jemand auf einem Kamm, begleitet von einem Staubsauger und beides über Lautsprecher?

Musterschüler Strehlau, der Meisterpianist von Schreckenstein, kam als erster dahinter. Mit dem Ruf „Ein Dudelsack!“ rannte er aus dem Klassenzimmer. „Der Brief!“ erinnerte sich Mücke und rannte hinterher. „Die Schotten! Die Schotten!“

Türen flogen auf, Ritter stürzten heraus, wetzten um die Ecke in den Nordflügel.

„Was heißt denn Manometer! auf gälisch?“ alberte Klaus bei dem Anblick, der sich ihnen bot.

Wie aus einem Kostümfilm entsprungen, stand da in der Mitte des Korridors eine Gruppe wilder Typen in karierten Socken, karierten Röckchen, graugrünen Jacken um einen älteren Landsmann, der mit prallen Hamsterbacken Dudelsack spielte: Iain Mac Harris, Schwippneffenvetter oder Tantenonkel von Mauersäge aus der schottischen Verwandtschaft, mit einem Dutzend Boys von Duncraig Castle, der düsteren Burgschule am Meer, allen Rittern seit ihrem Besuch dort unvergessen. Auch Colin Mac Donald, der Deutschsprechende Sportlehrer der Schottenschule, winkte ihnen entgegen.

„I am platt!“ sagte Eugen in perfektem Eigenbauenglisch. Die Überraschung war so groß wie die Sprachkenntnisse spärlich. Der Begrüßungsdialog beschränkte sich hauptsächlich auf das Rufen von Vornamen und hey.

„Dampfwanze!“ brüllte ein kraftstrotzender Boy und boxte dem Muskelprotz auf die breite Brust. Es war Andrew, die Dampfwalze von Duncraig. Bill, der schottische Schulkapitän, legte Ottokar die Daumenschraube seines Händedrucks an; Mücke begrüßte als ersten den kleinen, rothaarigen John; Bobby und Charlie, die beiden Hindernisläufer traten ihren Kollegen Pummel und Eugen entgegen; Mini—Boy Alexander und Mini—Boy Sean – was Schon ausgesprochen wird – sahen sich von den Schreckenstein—Minis umringt, kurz, jeder suchte zuerst seinesgleichen.

Neil, der Musterschüler von Duncraig Castle, bastelte einen deutschen Satz: „Da sein du ja, ihr Vikinger!“ Wie sich herausstellte, waren die Schotten mit dem Omnibus von Neustadt bis Drei Tannen heraufgefahren.

Dampfwalze hatte Probleme. Mit verschärftem Karpfenblick wandte er sich an Colin Mac Donald: „Sie müssen mir helfen, Mister! – Was heißt denn Walze? Andrew sagt immer Dampfwanze zu mir.“

Der schottische Sportlehrer lachte gleich einer Gerölllawine.

„Wanze heißt bug und Walze ist ein roller.“

„Danke you.“ Der Muskelprotz nickte und erklärte Andrew den Unterschied: „I am a steam—roller. Nix steam—bug.“ Und zur Verdeutlichung kratzte er sich.

Urplötzlich, wie man das beim Dudelsack macht, riß Iain Mac Harris die Melodie ab. „Seid ihr schön übergerascht?“ rief er den Rittern zu. „Wir sind auf eine Studienreise auf die Kontinent und so. Wir haben gemacht eine kleine Ausflug nach Schreckenstein.“

Die Boys bekundeten ihre Freude auf schottische Weise. Im Phonbereich von Rennwagen produzierten sie Naturlaute zwischen Löwengebrüll und Jodeln.

Doktor Waldmann gesellte sich dazu, Gießkanne, Doktor Schüler, die in Schottland dabeigewesen waren. Vor allem aber Sportlehrer Rolle, der mit seinem perfekten Englisch überall gebraucht wurde.



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